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letzte Aktualisierung: Samstag, 20. Januar 2001 |
| (Berabeitet von Christian Woehrl)
Anm. d. Verf.: Dieser Text entspringt nicht komplett meinem Fachwissen, sondern
basiert außerdem auf drf-Beiträgen verschiedener Autoren, namentlich Dieter Lefeling,
Michael Quack, Soenne, Tom! und Wolfgang Kommerell (hoffentlich hab' ich keinen vergessen
:-))
1. Warum überhaupt ein Handbelichtungsmesser angesichts all der raffinierten
entfernungsgekoppelten, datenbankgestützten Multimatrixmeßmethoden moderner Kameras?
1.1 Weil ein Belichtungsmesser grundsätzlich darauf geeicht ist, einen
mittleren Grauwert (18% Reflexion) korrekt wiederzugeben. Der Tatsache, daß die wenigsten
Motive durchschnittlich 18% reflektieren, versuchen die Kamerahersteller mit immer
aufwendigeren Mehrfeldmessungen samt Vergleich mit ähnlichen" gespeicherten
Bildern gerecht zu werden. Das funktioniert prinzipbedingt um so besser, je
normaler" das Foto ist. Und normale Fotos sind ja nicht das, worauf ein
leidenschaftlicher Lichtbildner aus ist.
1.2 Weil die meisten Handbelichtungsmesser die Lichtmessung"
beherrschen. Im Gegensatz zur Objektmessung", wie sie die Kamera vornimmt, wird
dabei das Licht gemessen, das aufs Objekt fällt, und nicht das, das von diesem
reflektiert wird. Meßfehler durch sehr helle oder sehr dunkle Motivpartien werden so
wirkungsvoll vermieden. Und Objektmessung kann der Beli außerdem, meist in einem
Meßwinkel von 30 bis 40 Grad, was dem Bildwinkel eines leichten Teles entspricht.
1.3 Weil viele Belis auch Spotmessung können. Entweder serienmäßig
oder per Aufsatzgerät. Damit kann man den Kontrastumfang des Motivs bestimmen, was
insbesondere bei der Bildanalyse nach Zonensystem (siehe dort) unabdingbar ist. Diese
Funktion ist selbst dann sinnvoll, wenn die Lieblingskamera auch nen Spotti hat:
Schon mal langwierig den Bildausschnitt bestimmt, Stativkopf fixiert und dann überlegt,
daß man ja auch eine Kontrastmessung vornehmen könnte?-)
1.4 Wegen der Blitzmessung, die zumindest ein professioneller Beli auch
kann. Denn spätestens, wenn zum TTL-Aufsteckblitz noch der eine oder andere Knuffi (siehe
FAQ zum Porst-Blitz) in Betrieb genommen wird, möchte man die Lichtwirkung planen können
und nicht mehr nur schätzen.
1.5 Und außerdem sieht das zusätzliche Gürteltäschchen einfach
professionell aus ...
2. Welchen Belichtungsmesser kaufen?
2.1 Selen, CdS, SBC?
Einfachere Belis nutzen Selen-Elemente zur Messung. Die haben schon ab Werk keine
sonderlich hohe Lichtempfindlichkeit (typischerweise minimal Lichtwert (LW) 5, was bei 100
ASA einer Belichtungszeit von 1/2 Sekunde bei Blende 4 entspricht). Die Empfindlichkeit
nimmt zudem im Alter noch ab, was dann zu Fehlbelichtungen führen kann. Einziger
nennenswerter Vorteil: Diese Modelle benötigen keine Batterie.
Bessere Wahl laut herrschender drf-Meinung (hM) sind CdS-Modelle. Die brauchen zwar eine
Batterie, fangen aber schon mit dem Messen an, wenn die Kollegen noch se(e)lenruhig
schlummern. Meist etwa bei LW -2, entsprechend 1 Minute bei f/4 und 100 ASA, manchmal auch
schon darunter.
Bei CdS unbefriedigend ist allerdings das Gedächtnis", das nach der Messung
sehr heller Partien vorübergehend zu Meßfehlern in dunklen Bereichen führt.
Derzeitiger Stand der Technik sind SBC-Belis, die nur noch dann über ein Gedächtnis
verfügen, wenn man es per Meßwertspeichertaste aktiviert. Praktisch alle modernen
Geräte arbeiten mit der Silizium-Diode.
2.2 Analog oder digital?
Die allerwenigsten analogen Belis sind auch für Blitzmessung vorgesehen, und wenn, dann
nur mit funktionellen Einschränkungen. Analoge Geräte mit Nadelanzeige leiden zudem laut
hM stärker unter den unvermeidlichen Stößen des Profi-Alltags als ihre digitalen
Brüder. Sie zeigen meist nicht nur eine Blenden-Zeit-Kombination an, sondern gleich die
ganze Palette von f/0,7 bis f/128, was eher unübersichtlich ist. Andererseits läßt sich
mit einer Nadelanzeige eine Über- oder Unterbelichtung manchmal anschaulicher
visualisieren als auf einem ohnehin überfrachteten LC-Display. Und auf dem ollen Profisix
kann man einem Anfänger anhand der üppigen Skala wunderbar die
Zeit-/Blenden-Verhältnisse erklären ... Ein gut gestaltetes LC-Display hingegen zeigt
nur die jeweils wesentlichen Parameter, was (nicht nur) beim Arbeiten unter Zeitdruck von
Vorteil ist.
2.3 Was soll er können?
Hier scheiden sich die Geister. Wo der eine Meister auf seine Meßzwiebel mit Kalotte zur
Lichtmessung schwört, benutzt der andere nur den Spotmeter samt Graukarte. Einig ist sich
die hM, daß ein anständiger Beli bei 500 bis 600 Mark anfängt, Minderheitenvoten
gibts für Exoten wie den Selen-Messer von Sekonic oder für frühe Gossen-Modelle
im attraktiven Elfenbein-Look.
Als Langfrist-Investition, die ein Gerät der 500-Plus-Preislage wohl darstellt, sollte
das Gerät nicht nur Dauerlicht-, sondern auch Blitzmessung beherrschen. Anachronistische
Analog-Technik also nur für den, der an seine Dias nur Sonne und Baustrahler läßt. Und
wenn Blitzmessung, dann mit verschiedenen Torzeiten (sagt der Profi im Zusammenhang mit
dem Beli, wenn er die Synchronzeit meint) und nicht nur mit 1/125 Sekunde - je besser der
Beli auf die tatsächlich verwendete Verschlußzeit eingestellt werden kann, desto
präziser kann er die jeweiligen Einflüsse des Umgebungslichts berücksichtigen.
Die Entscheidung zwischen Spot- und Lichtmessung ist glücklicherweise meist keine
endgültige. Denn viele der angebotenen Lichtmeß-/40°-Geräte lassen sich per
5°-Vorsatz um eine Spotfunktion erweitern. Wer allerdings von vornherein weiß, daß er
auf die Lichtmessung garantiert verzichten und in kritischen Fällen mit der Graukarte
umgehen kann, tut gut daran, einen reinen Spotmeter zu kaufen (z.B. Gossen Spotmaster,
Minolta Spotmeter F). Denn Vorsätze sind meist nach dem Sucherkamera-Prinzip gebaut: Oben
durchgucken, unten messen. Im Nahbereich gibts dann Abweichungen zwischen
angepeiltem und gemessenem Bildelement, was die angestrebte Meßperfektion wieder ad
absurdum führt.
Weiterhin gibts Kombigeräte, die sowohl Licht- als auch echte
einäugige" Spotmessung beherrschen (z.B. Sekonic 408/508). Bei diesen ist
allerdings zu beachten, daß die Empfindlichkeit bei Objektmessung eher bescheiden ist
(beim 508 etwa EV 2 bzw. Blitz erst ab f/5,6 - dann also einen Knuffi mehr aufstellen
...).
Sonstige Ausstattungsmerkmale sind eher Geschmackssache: etwa, ob man die automatische
Anzeige des Blitz-/Dauerlichtverhältnisses benötigt,
die Berechnung der nötigen Blitze für eine gewünschte Blende oder eine
Durchschnittswert-Ermittlung aus mehr als einem halben Dutzend Einzelmessungen. Wichtiger
ist im täglichen Fotografenleben, ob man die Bedienung als angenehm und logisch empfindet
und ob die Tasten oder
Rädchen sich ggfs. auch mit Handschuhen befummeln lassen.
3. Nach dem Kauf, aber vor dem Ernstfall
3.1 Die hM ist sich uneins: Liegen Fabrikate der Firma XY grundsätzlich
um zwodrittel Blenden daneben oder nicht? Wie auch immer: Bevor man sich für kritische
Aufnahmen auf den neuen Beli verläßt, sollte man erst mal ein Exemplar des
Lieblingsfilms mit Belichtungsreihen durchnudeln und das Teil auf den eigenen Geschmack
und Bedarf eichen.
3.2 Auch die Graukarte sollte eingetestet werden: Kodak z.B. gibt für
sein Produkt genaue Anweisungen, was den Winkel zu Kamera bzw. Lichtquelle angeht, und
schon geringe Abweichungen führen zu erheblichen Unterschieden in der Belichtung. Zudem
kann ein Meßergebnis nach Graukarte stärker von Streulicht beeinflußt werden als eines
nach Lichtmessung. Daher sollte man vorab bestimmen, welche Korrekturfaktoren für die
jeweilige Anwendung einzurechnen sind, bevor man sich auf die Graukarte als Referenz
verläßt.
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